Vita

Joachim R. Niggemeyer
Geb. 1958, Bad Driburg

Vor dem Atelier steht das Motorrad, Sinnbild dafür, immer wieder aufzubrechen. Denn Joachim R. Niggemeyer ziehen unerschöpfliche Möglichkeiten magisch an, er will erkunden, um nicht stehen zu bleiben und herauszufinden, was sich in seinem Leben fest verankern möchte und was vorüberzieht. Wie eine Landschaft im Vorbeiflug auf dem Motorrad. Immer wieder zieht es Niggemeyer fort, um frische Energie zu tanken und dann bleibt der Blick plötzlich auf einem Punkt ruhen und prägt sich diesen genau ein. Reisen, Unterwegssein ist für Niggemeyer neben der zwischenmenschlichen Interaktion eine der wichtigsten Inspirationsquellen. Es weitet den Blick und die innere Einstellung, überwindet Grenzen, was essentiell für Niggemeyers künstlerisches Schaffen ist. Eindrücke, Landschaften, Menschen und Naturphänomene sammelt er in seiner Erinnerung, in Fotografien oder Skizzen und diese finden Einzug in sein Schaffen – mal in der Malerei, mal als Radierung, Zeichnung, als Installation/Skulptur, Fotomontage oder als Cartoon. 

Niggemeyer lässt die üppige Fülle der Möglichkeiten nicht los und immer wieder lotet er die bildnerischen Mittel, die künstlerischen Techniken neu aus, die er sich im Laufe seines jahrzehntelangen autodidaktischen Werdegangs meisterhaft angeeignet hat. Er experimentiert mit ihnen und vervollkommnet sein Ausdrucksrepertoire, ohne sich selbst je zu verleugnen. 

Auf den ersten Blick scheint es keinen Kamm zu geben, über die man die unterschiedlichen Arbeiten scheren kann. Doch immer wohnen den Werken der unverwechselbare Blick auf die Erscheinungen, das ausgeprägte narrative Element, die meisterhafte Linienführung des Zeichners und die Präzision der Ausarbeitung inne, die seine Kunst so charakteristisch machen. 

So unterschiedlich die Werke in verschiedenen Techniken auch sind, sie implizieren immer ein Rendezvous – es entsteht ein Spannungsfeld zwischen den Polen seiner Kunst, zwischen Organischem und Geometrie, zwischen Licht und Schatten, dem Hier und Dort, zwischen Nähe und Distanz, Fragmenten und dem Ganzen, zwischen Plan und Zufall.

Niggemeyers Gemälde haben einen ganz und gar unverwechselbaren Duktus, denn seiner malerischen Handschrift liegt die von den Dadaisten und Surrealisten inspirierte Technik der Decalcomanie (Abklatschtechnik) zugrunde. Es ist ein Spiel mit dem Zufall, der die Basis für detaillierte Ausarbeitungen und Modellierung von Figuren und ganzen Szenerien schafft, die in ihrer Üppigkeit aus dem Barock in die Moderne geholt zu sein scheinen. Die Farbpalette umkreist die Primärfarben in facettenreichen teils zurückgenommenen, teils oszillierenden Tönen, die in einer ganz individuellen Technik zwischen lasierendem Aquarell und deckender Pastosität auf die Leinwand aufgetragen werden und voller Vitalität stecken. Nie ist es sicher, ob sich auf den Gemälden Allegorien, satirische Andeutungen oder scharf beobachtete Charaktere und Situationen tummeln, die Entdeckerfreude des Betrachters wird bei den Werken von Niggemeyer vollends herausgefordert. 

Wenn der Künstler Abstand zur Leinwand sucht, findet er in der Fotografie, in Installationen und Skulpturen, aber auch in den mit raschen Strichen hingeworfenen Cartoons einen kreativen und von ihm auch mitunter als den Kopf befreiend empfundenen Ausgleich zur Arbeit an der großformatigen Leinwand. 

Ganz besonders aber fasziniert ihn seit einiger Zeit die Technik der Radierung. Nach eigener Aussage empfindet er sie als umfassender als die Malerei. Die Faszination geht wie so oft bei Niggemeyer von der Bandbreite der technischen und gestalterischen Möglichkeiten aus, die er meisterlich beherrscht und stets weiter entfaltet. Ganz besonders reizt ihn am Radieren das Planerische, das dem Zufall untergeordnet wird und so experimentiert er ausgiebig mit Materialien der Kaltnadel- und Ätzradierung, Aquatinta, Vernis mou, als Linien- und auch Flächenätzung, auf Zink- und Kupferplatten. In seinen Radierzyklen mit vielfältigen Sujets durchbricht er zumeist das einer Drucktechnik innewohnende Serielle, jeder Abzug divergiert. Durch das Beherrschen der hohen Schule der Ätztechnik sind die radierten Flächen außerordentlich vielfältig in Struktur und Tiefe. Die Radierung setzt ein Höchstmaß an zeichnerischer Meisterschaft und an Präzision voraus, welche Niggemeyer mitbringt. 

So vermag er den Raum und Flächen schaffenden Linien förmlich Leben einzuhauchen – sie kräuseln sich, sind scharfkantig oder sanft, schwellen an, werden zum Hauch oder setzen sich kraftvoll durch. 

Zur Bedeutung der Linie schrieb Kandinsky einst, sie sei ein unsichtbares Wesen, die Spur des sich bewegenden Punktes, also sein Erzeugnis. Sie sei aus der Bewegung entstanden, und zwar durch Vernichtung der höchsten in sich geschlossenen Ruhe des Punktes. 

Bewegung ist also der Ursprung des schöpferischen Prozesses, aus ihr entstehen Linien, Wege, Flächen und Räume, Kontraste und Harmonien. Und so ist es nur folgerichtig, wenn es Joachim R. Niggemeyer beim nächsten Wind – sei es ein Gegenwind oder Nordwind – wieder hinaustreibt und er sich auf sein Motorrad schwingt, Erfahrungen und Eindrücke zu sammeln, Inspiration zu finden und den Horizont ins Unendliche auszuweiten, was in seinen Werken zum Ausdruck kommen wird. 

Angela Mahmoud, M. A.

Kunsthistorikerin, Heidelberg

Vita

1979 – heute: Grafik (Zeichnung)

1979 – heute: Aquarellmalerei 

1986 – heute: Öl- /Acrylmalerei 

1995 – heute: Cartoons 

1995 – heute: Fotografie

2006 – heute: Kunst für und mit Unternehmen: www.eventpainting.de

2015 – heute: Installation und Skulpturen

2018 – heute: Grafik (Hoch- und Tiefdruck)

 

Ausstellungen / Solo / Auszug

1988 Galerie Pferdestall Bad Driburg, „Quer-Schnitte“
1989 Studiotheater Saarbrücken, „Impression“
1997 Galerie Der Turm Königs Wusterhausen, „Mit meinen Augen…“
1997 Galerie Der Turm Königs Wusterhausen/Cartoons, „Fröhliche (Sch)Wei(h)nachten“
Schaffenspause
2011 Galerie Hotel Atlanta International Leipzig
2011 Galerie Altes Arresthaus Mayen
2011 Galerie am Steinweg Gera
2014 „Alles auf Pappe“ Galerie des RevueTheater am Palmengarten Leipzig
2015 Galerie der IHK zu Leipzig
2018 Galerie im ZwischenRaum, Monopol-Leipzig, „Gedankenflug trifft Realität“, Malerei

2019 Galerie BIPOLAR in exile – Kultursalon SIMILDE, Leipzig, Grafik

 

Ausstellungen / Beteiligung 

1988 Hofgalerie Willebadessen, Stiftung Europ. Skulpturenpark e. V., Dauerausstellung, mit Arno Breker, A. A. Wendehals
1989 Kunstverein Hofgeismar, „Ursprünglichkeit neben Symbol und Landschaft“
1990 Landratsamt Kassel 1990 Gemeinschaftsausstellung, Kunstkreis Hofgeismar mit Hans Menne/Herne
1991 Kunstverein Hofgeismar, „Menschen“
1991 Galerie Künstlerzeche Unser Fritz, Herne, mit Gad Astar/Israel
2000 Landratsamt Lübben „Landschaft im Licht“
2011 Galerie der Sparkasse Koblenz, zu Gunsten der Opfer der Naturgewalten Japan
2015 Leipziger Kunstgalerie, „Morbide Kunst und „Verwunschene Orte“ WGT
2015 Klosterforum Maria Laach b. Koblenz, „Kunst und Kirche“ 
2019 Galerie „Kunst am Elbufer“, Dresden. Mit Peter Klar und Siegfried Reball
2019 Galerie im ZwischenRaum, Monopol-Leipzig, „Auf den zweiten Blick – Alles nur Fassade“, Malerei, mit Enno Folkerts

Wettbewerbe / Auszeichnungen

1991 Wettbewerb zur Wende: „Thüringerwald – Reinhardswald“: Nominierung
2013 Palm Award, Auszeichnung, drei Arbeiten: 3. Platz/Certificate of Excellenz

Projekte / Bildhauerei/Installation

Installation im öffentlichen Raum: 2014-2015 Leipzig, Erstellung „Installation im öffentlichen Raum“, „Denk mal! „Toleranz fördern, Kompetenz stärken“, als ausführender Künstler

2019 Performance, farbige Gestaltung obiger Installation

Ankündigung

28.05. – 05.06.2022, Bildhauer Symposium, Pegau/Leipzig

Projekte Cartoon

Cartoon/Karikatur live performance:

Vernissage: SPREEWALDATELIER trifft „Cartoonair am Meer“,  Thema „Bewegte Bilder“ in Lübbenau/Spreewald 
 

Symposien / Teilnahme

11. – 18. September 2021

Das SPREEWALDATELIER Bildhauer + Karikaturisten Open Air nimmt den Begriff  „Kunst im öffentlichen Raum“ beim Wort und versammelt alle zwei Jahre im September etwa 25 Bildhauer:innen und Karikaturist:innen im Herzen der Lübbenauer Altstadt.

Cartoon, Veröffentlichungen

2019 Österreichischer Bundesverlag Schulbuch GmbH & Co. KG (Zeitbilder Arbeitsheft) 

Publikationen /Bücher

„Mücken mücken“ (Cartoon)

„QuerSchnitte“ (Zeichnungen 2010 – 2015)

„(R)Lebenslinien“ (Radierungen)

„OH! CORONA!“ (Cartoons zur Coronazeit)

„AugenMerk“ (Fotografie)

„GedankenFlug I“ (Malerei)

„GedankenFlug II“ (Malerei)

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Homage an meinen Großvater Richard Kobold (links), uns verband die Malerei.
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